Bauplätze

Im 1. Bauabschnitt im Neubaugebiet "Lautzenbrücken-Süd" sind alle Baugrundstücke verkauft. Ein freier Bauplatz befindet sich in Privatbesitz.

mehr »

Aktuelles

Aktuelle Informationen aus unserem Ort und der Verbandsgemeinde Bad Marienberg.

mehr »

Veranstaltungen

Immer was los. Hier erfahren Sie aktuelle Termine und Veranstaltungshinweise.

mehr »

Unser Wald – eine Bestandsaufnahme unseres Revierförsters

Das es dem Wald um uns herum nicht besonders gut geht, dürfet sich langsam aber sicher überall herumgesprochen haben. Alleine die Presseberichte in den vergangenen Monaten zeigen das deutlich. Daher an dieser Stelle zur tieferen Information einmal eine etwas längere Analyse für alle Bürgerinnen und Bürger von unserem Revierförster, Otmar Esper, zur Lage in unserem Wald:

Das Jahr 2020 hat extreme Veränderungen im Wald mit sich gebracht. Seit nunmehr 3 Jahren hat die Trockenheit verbunden mit hohen Temperaturen unserem Wald zugesetzt und zu einer Massenvermehrung von Borkenkäfer (hauptsächlich Buchdrucker) geführt.

Nachdem im Jahr 2019 fast 20.000 Festmeter (Fm) „Käferholz“ im Forstrevier Kirburg , dazu gehört Lautzenbrücken mit seinem Wald, eingeschlagen wurden, sind es im Jahr 2020 sogar 65.000 Fm. Die nachhaltige jährliche Einschlagsmenge von Fichte im Forstrevier betrug rund 7000 Fm. Der weitaus größte Teil der aufgearbeiteten Schadholzmengen geht in den Export nach China.

Der inländische Markt nimmt nur einen geringen Bruchteil der Schadholzmengen auf. Während im 1. Quartal 2020 der Absatz ins Stocken geraten war, können z. Zt. alle aufgearbeiteten Holzmengen abgesetzt werden. Aus dem Einschlag des Schadholzes sind allerdings kaum Einnahmen zu generieren.

Im Forstrevier sind noch ca. 25.000 Fm Fichte abgestorben, die noch im 1. Quartal aufzuarbeiten sind. Hier hängen wir betreffend des Absatzes am seidenen, chinesischen Faden.

Der Borkenkäfer befällt zuerst die Altbestände, um dann im Laufe der Massenvermehrung in immer jüngere Fichtenbestände zu gehen.

Die Massenvermehrung kommt durch die exponentielle Vermehrungsrate von 200.000 Nachfahren von einem Paar Käfer in einem Sommer (bei Ausbildung von drei Generationen).

Die Fichtenaltbestände sind bis auf kleine Reste verschwunden, z. Zt. werden in großem Umfang etwa 50-jährige Fichten befallen. In 2020 konnten sich durch das warme, trockene Wetter wieder drei Generationen Borkenkäfer ausbilden – und gerade die 3. Generation hat im Spätsommer / Herbst in großem Umfang mittelalte Fichtenbestände zum Absterben gebracht.

Aussicht für dieses Jahr:

Selbst bei waldfreundlichem (kühlen und feuchten) Wetter in diesem Jahr wird der Borkenkäfer wegen der extrem hohen Population weiter unsere Fichtenbestände zum Absterben bringen.

Auch kalte frostreiche Winter machen dem Buchdrucker nichts aus, der Buchdrucker ist hiergegen unempfindlich. Er hat im Grunde auch keine natürlichen Feinde, auf die wir hoffen könnten.

So gehe ich davon aus, dass im nächsten Jahr nur jüngere Fichtenbestände eine Chance haben, diese Kalamität zu überleben.

Die Fichte war als sogenannter Brotbaum die letzten 150 Jahre wirtschaftliche Grundlage unserer Forstwirtschaft. Zuletzt hat sie rund 90 % der Erlöse erbracht. Dies ist mit dem flächigen Absterben der Fichtenwälder unumkehrbar Vergangenheit. Jetzt rächt sich, nur auf eine Baumart gesetzt zu haben.

Es sind sehr große Freiflächen mit einer zusammenhängenden Größe von über 30 ha entstanden (oft waldbesitzerübergreifend).

default

Die Vorstellung die abgestorbenen Fichten stehen zu lassen ist für den Großteil unserer Bestände nicht geeignet.

Hierfür gibt es mehrere Gründe: Fehlende Stabilität (gefährliches Terrain / Arbeitsschutz), manuelle Fällung ist ausgeschlossen, eine natürliche Verjüngung ist oft enttäuschen und wenn natürliche Verjüngung dann häufig wieder mit Fichte und kurzlebigen Laubhölzern (keine klimastabilen Baumarten), Dauerarbeitszone entlang der Wald-Feld-Grenze durch langsam zerfallende Bäume.

Die Räumung der Flächen von abgestorbenen Fichten ist der richtigere Weg. Dies muss allerdings sehr schnell geschehen, da das Holz der abgestorbenen Fichten sehr schnell von Pilzen befallen wird und schon nach nur einem Jahr nur noch als Energieträger genutzt werden kann.

Der immense Arbeitsumfang und die standörtlichen Verhältnisse lassen aber keine Ernte aller Fichten bis in die letzte Ecke zu. So werden einige abgestorbene Fichtenbestände stehen bleiben und als Totholzinseln der kommenden Generation als Versuchsobjekt aufschlussreich Beispiel geben.

Ziel unseres weiteren Handelns muss die Herstellung eines naturnahen, vielfältigen, stabilen Waldes sein, dessen Baumarten eine positive Prognose im Hinblick auf den Klimawandel haben.

Da es aber die sichere Baumart nicht gibt, gilt es, das Risiko zu streuen und mit mindestens 3 Baumarten auf der Fläche zu arbeiten. Die Baumarten müssen natürlich nach ihrer Eignung für den Standort ausgewählt werden, in erster Linie Eiche, Erle, Weißtanne, Linde und Hainbuche.

Es gilt der Grundsatz: Diversität fördert Stabilität. Die Baumarten werden in kleinen Flächen so gepflanzt, dass sie im Endbestand sicher vorkommen. Die Bestandsstruktur soll so heranwachsen, dass bei Ausfall einer Baumart der verbleibende Bestand stabil bleibt und damit zumindest das Waldinnerklima erhalten bleibt.

Das vorgenannte Konzept schließt nicht aus, das kleinflächig mit fremdländischen Baumarten experimentiert wird – hier gilt es, Erfahrungen zu sammeln.

Anders als in der Vergangenheit kann jedoch nicht die gesamte Fläche mit den Zielbaumarten bepflanzt werden. Hierzu fehlt es an Pflanzgut und Arbeiterkapazität. Die Zielbaumarten werden auf etwa 1/3 der Fläche gebracht. Die Zwischenräume werden, wenn möglich, mit Erle, Eberesche oder anderen kurzlebigen Baumarten bepflanzt. Dies dient dem Ziel, möglichst schnell ein Waldinnenklima herzustellen, den Nährstoffkreislauf möglichst schnell wieder in Gang zu bringen und die Naturverjüngung zu fördern. Im Durchschnitt werden je ha insgesamt 2500 bis 3000 Pflanzen gesetzt. Diese Aufgabe kann nicht in kurzer Zeit bewältigt werden. Ich gehe davon aus, dass zur Umsetzung dieses Zieles mindestens zwei Jahrzehnte ausdauernde Arbeit / Investition benötigt werden.

In 2021 ist geplant, auf 5 Flächen im Forstrevier mit Neupflanzungen in einer Gesamtgröße von ca. 30 ha zu beginnen. Der Arbeitsschwerpunkt wird in 2021 aber erst einmal weiter auf der Aufarbeitung des Schadholzes liegen.

Und abschließend ein paar persönliche Einschätzungen unseres Revierförsters:

  • Die finanziellen Herausforderungen nach Käferkalamität sind so groß, dass Sie vom Waldbesitzer selbst nicht zu bewältigen sind.
  • Zukünftig wird der aus der Holzernte zu erwirtschaftende Erlös – anders als in der Vergangenheit – keine große Rolle mehr spielen können.
  • Die großen freiwerdenden Flächen geben uns die Möglichkeit, einen stabilen, vielfältigen, möglichst klimastabilen Wald zu begründen
  • Grundvoraussetzung ist hier eine kontinuierliche Wiederbegründungsarbeit in den nächsten 10 bis 20 Jahren. Aktionismus ist hier kontraproduktiv.
  • Es ist eine ausreichende Ausstattung mit forstlichem Fachpersonal auf allen Ebenen erforderlich, um eine intensive Betreuung der Wälder zu ermöglichen.
  • Die in der Politik diskutierte Unterstützung der Waldwirtschaft durch Finanzmittel aus der CO² Abgabe ist ein erster Ansatz, die zukunftsorientierte Bewirtschaftung des Waldes anzustoßen.
  • Der Wald wird sich verändern – müssen -. Der Fokus ist auf die Bildung stabiler, vielfältiger Bestände zu legen. Eine komplette Abkehr von der Nutzfunktion – wie von einigen populistischen Lautsprechern gefordert – halte ich für unverantwortlich. Auch unsere Kinder wollen Holz nutzen. Schon jetzt decken wir in Deutschland unseren Holzbedarf nur zu 50 % aus dem eigenen Wald! Holz ist und bleibt ein knapper Rohstoff.
  • Auch unsere Vorfahren haben nach Waldverwüstung durch Übernutzung und Raubbau (z.B. Reparationshiebe – sogenannte „Franzosenhiebe“) große Anstrengungen unternehmen müssen, den nachfolgenden Generationen einen Wald zu hinterlassen, der vielfältige Funktionen zu übernehmen hatte.
  • Es gilt, mit langem Atem die Herausforderung der Gestaltung eines zukunftsfähigen Waldes anzugehen.

Für die Ortsgemeinde Lautzenbrücken gilt, dass uns unser Wald sehr wichtig ist. Der Revierförster kann auf die volle Unterstützung der Gemeinde zählen. Das haben wir persönlich auch auf der letzten Gemeinderatssitzung, auf der der Revierförster persönlich anwesend gewesen ist, deutlich gemacht und unterstrichen.